Im Jahr 1901 öffnete die neugebaute Knauerschule die Tore.

Die ursprüngliche Architektur der 1901 fertig gestellten Knauerschule lehnt sich in der Fassade noch an den Grundgedanken des „Neunürnberger Stils“ an, verzichtet dabei aber auf die für ein Schulhaus eher unpraktischen Erker und Chörlein und spart an der Verwendung von Sandstein. Wir finden an einigen Stellen der Schule allerdings bereits verschiedene andere Stile: Am Eingangsportal haben wir, ebenso wie in Teilen des nicht mehr ganz erhaltenen Orginaldaches, neobarocken Stil und das schmiedeeiserne Treppengeländer der Schule weist typische Elemente des Jugendstils auf.

 Foro: Knauerschule im Jahr 1901

Scan der Originalpostkarte von 1901

In welcher Zeit wurde die Knauerschule erbaut?

Als 1901 die Knauerschule geöffnet wurde, befanden wir uns mitten in der „Belle Epoque“, einer Zeit des Aufschwungs von Wirtschaft und Kultur in Europa, verursacht durch eine zweite Welle der Industriellen Revolution, mit Schwerpunkten in der chemischen Industrie, der Elektrotechnik, der Stahlindustrie, im Verkehrswesen und in den Wissenschaften.

Das Gaslicht wurde in dieser Zeit langsam durch elektrische Beleuchtung ersetzt, und es gab bereits Telefon, Kinos und Schallplatten, die ersten, meist noch handbetriebenen Waschmaschinen, Gasherde und einfache Kühlschränke. Die Kühlschränke waren allerdings noch sehr primitiv und mussten mehrmals in der Woche vom „Eismann“ mit Eisblöcken aus der Eisfabrik gefüllt werden. Die nächste Eisfabrik in Gostenhof stand ab 1909 auf dem Lindegelände.

Private  Telefone waren noch sehr selten:  Nur 3800 NürnbergerInnen hatten einen eigenen Anschluß

Radio und Fernsehen gab es allerdings noch nicht. Guglielmo Marconi überwand zwar 1899 mit einem Radiosender den Ärmelkanal und stellte 1901 die erste Funkverbindung über den Nordatlantik her. Aber mit diesen frühen Geräten konnten nur Morse-Zeichen, aber noch keine Stimmen, Musik oder gar Bilder übertragen werden.

Auf den Strassen fuhren schon Autos und elektrische Strassenbahnen. Der erste Zeppelin war ein Jahr vor Öffnung der Knauerschule am Bodensee gestartet und das erste Flugzeug von Clément Ader bereits elf Jahre zuvor bei Paris. Und wer viel Geld hatte konnte mit dem Orientexpress in die Türkei fahren.

1895 wurden von Wilhelm Röntgen die „Röntgenstrahlen“ entdeckt, 1898 von Marie und Pierre Curie das Radium. 1900 formulierte Max Planck seine Quantenhypothese und Einstein entwickelte 1905 seine „spezielle Relativitätstheorie“.

Löhne und Preise in Nürnberg im Jahr 1901

Der Monatslohn männlicher Arbeiter lag, je nach Ausbildung, zwischen 65.- und 130.- Mark, ein 30-jähriger Lehrer erhielt im Monat 145 Mark.

Frauenlöhne waren noch erheblich niedriger als die Löhne von Männern, so bekam eine Telefonistin bei der Post nur 2 Mark am Tag, also rund 52 Mark im Monat.

1kg Roggenbrot: 26 – 30 Pfennig, 1kg Mischbrot: 30 Pfg, 1kg Kartoffeln: 6 Pfg, 1kg Linsen: 50 Pfg, 1kg Erbsen: 38 Pfg, 1kg Reis: 46 Pfg, 1kg Graupen: 54 Pfg, 1kg Weizenmehl: 40 – 48 Pfg, 1kg Grieß: 46 Pfg, 1 kg Zucker: 56 Pfg

1 Liter Milch: 19 Pfg, 1 Liter Bier: 24 – 28 Pfg

1kg Rindfleisch: 1,20 – 1,50 Mark, 1kg Schweinefleisch: 1,30 – 1,50 Mark, 1kg Lammfleisch: 1,30 – 1,50 Mark, 1kg Karpfen: 1,66 Mark, 1 Huhn: 1,10, 1 Ei: 6 Pfg, 1kg Butter: 1,90 – 2,39 Mark, 1kg Butterschmalz: 1,94 Mark, 1kg Schweineschmalz: 1,56 Mark

Billigstes Auto (Zweisitzer ohne Verdeck) : ab 4000 Mark,  Fahrrad: 250 bis 500 Mark

Eine Fahrt mit der Straßenbahn kostete durchschnittlich 11 Pfennige.

 

GS Knauerschule Nürnberg

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